Nach einem Kreuzbandriss ist die Operation oft die erste Therapiealternative. Doch was erwartet dich eigentlich bei einer Kreuzband-OP und kannst du dich darauf vorbereiten?
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Muss ein Kreuzbandriss operiert werden?
Eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes muss nicht unbedingt operiert werden. Je nach Ausgangsvoraussetzungen lässt sich ein Kreuzbandriss auch konservativ behandeln.
Eine Operation verspricht aber das bessere Langzeitergebnis, weshalb eine Knie-OP die Standardtherapie bei der Behandlung von Kreuzbandrissen ist.
Das gilt besonders für Leistungssportler sowie junge und aktive Menschen. Auch Patienten mit Begleitverletzungen, zum Beispiel an Menisken oder Außenbändern, kommen in der Regel nicht um eine Operation herum.
Ziel der Kreuzband-OP ist es, die Beweglichkeit, Kraft und mechanische Stabilität im verletzten Knie wiederherzustellen.
Dafür ersetzt der Chirurg das beschädigte Kreuzband (im Regelfall) durch eine patienteneigene Sehne. Es ist außerdem davon auszugehen, dass sich sekundäre Schäden, etwa an Menisken oder Knorpel, durch eine Operation verhindern oder zumindest hinauszögern lassen.
Vor der Kreuzband-OP
Die beste Voraussetzung für die Kreuzband-OP ist ein reizloses, abgeschwollenes Kniegelenk. Bei akuter Verletzung wird das Kreuzband deshalb nicht sofort operiert, sondern erst einige Wochen nach der eigentlichen Verletzung.
Je nach Instabilität und Schwellung kann es notwendig sein, dass du schon vor der Kreuzbandriss Operation Physiotherapie erhältst. Sie soll helfen, die Entzündung zurückzubilden, das Knie zu stabilisieren und die Muskulatur zu stärken.
Hast du außerdem weitere Begleitverletzungen, zum Beispiel eine Ruptur des Innen- oder Außenbandes, erhältst du vor der Kreuzband-OP in der Regel eine Orthese und Krücken. Durch Ruhigstellung werden die verletzten Strukturen beim spontanen Zusammenwachsen unterstützt.
Erst wenn die Begleitverletzungen geheilt sind, wird das gerissene Kreuzband operiert. Denn dieses kann nicht von selbst wieder zusammenwachsen.
Ist dein Knie soweit stabil und du kannst es relativ gut bewegen sowie belasten, solltest du die Zeit vor der Operation nutzen, deine Muskulatur aufzutrainieren.
Denn spätestens nach der Operation kommt es durch die Ruhigstellung und fehlende Belastung zu einer Muskelatrophie im operierten Bein. Innerhalb weniger Tage nimmt die Muskelmasse dann rapide ab.
Je besser deine Ausgangslage vor der Operation ist, desto schneller kommst du auch nach der Kreuzband-OP wieder auf die Beine.
Das passiert bei der Kreuzband-OP
Die am häufigsten durchgeführte Operation ist der Kreuzbandersatz. Dabei wird das gerissene VKB durch eine körpereigene Sehne ersetzt. Als Ersatz kommen drei Sehnen infrage: die Semitendinosussehne, die Patellarsehne oder die Quadrizepssehne.
Diese werden für gewöhnlich aus dem gleichen Bein entnommen, in dem das verletzte Kreuzband ist. Dadurch ergibt sich ein enormer Nachteil: Durch die Entnahme wird das Bein zusätzlich geschwächt (Entnahmepathologie). Besonders in den USA entnehmen Chirurgen das Transplantat deshalb immer häufiger aus der anderen Seite, also aus dem gesunden Bein.
Wie lange dauert die Kreuzbandriss Operation?
Bei einem Kreuzbandersatz dauert die Operation etwa 1,5 bis 2 Stunden. Abhängig von Begleitverletzungen und möglichen Komplikationen bei der Kreuzband-OP kann der Eingriff aber auch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Da du sowieso in Vollnarkose bist, bekommst du davon aber nichts mit.
Je nach Art des Kreuzbandrisses kann sich der Operateur auch für eine Kreuzbandnaht entscheiden. Dabei wird eine Refixation des gerissenen Kreuzbandes durchgeführt und es muss somit keine körpereigene Sehne gewonnen werden.
Diese Operation eignet sich vor allem für knochennahe Ausrisse des vorderen Kreuzbandes. Außerdem ist hier schnelles Handeln gefragt. Denn eine Refixation ist nur in der Akutphase innerhalb der ersten drei bis vier Wochen nach der Ruptur möglich. Nach dieser Zeit ist das gerissene Band nicht mehr so gut regenerationsfähig.
Wenn du mehr zu den verschiedenen Möglichkeiten bei der Operation erfahren willst, schaue dir doch meinen Beitrag zu den OP-Methoden beim Kreuzbandriss an.
Risiken und mögliche Komplikationen
Wie bei jedem Eingriff gibt es auch bei der Kreuzband-OP die normalen Risiken einer Operation (z.B. bakterielle Infektion).
Bei einem Kreuzbandersatz kann es aber noch weitere Komplikationen geben. So kann deine Beweglichkeit durch eine sogenannte Arthrofibrose auch nach der Operation eingeschränkt bleiben. Diese Verklebungen oder Wucherungen können durch einen weiteren chirurgischen Eingriff aber gelöst werden.
Daneben besteht auch das Risiko von Gefäß- und Nervenverletzungen. In der Folge kann es sein, dass du an bestimmten Stellen ein Taubheitsgefühl oder Sensitivitätsstörungen hast.
Die Wahl des richtigen Arztes
Eine Kreuzband-OP ist ein komplexer Eingriff, bei dem einiges schiefgehen kann, wenn das Transplantat nicht richtig eingesetzt wird. Du solltest sie deshalb nur von einem erfahrenen Kniechirurgen durchführen lassen, der diese Operation regelmäßig durchführt.
Gehe deshalb nicht einfach in das nächstgelegene Krankenhaus, sondern suche nach einer orthopädischen Klinik, die regelmäßig Operationen am Kreuzbandriss vornehmen, oder frage bei Freunden und Bekannten nach, die vielleicht selbst schon eine Knie-OP hinter sich haben.
Vielleicht hast du Glück und du hast eine geeignete Klinik in der Nähe, die deine gewünschte OP-Methode anbietet. Vielleicht musst du aber auch weiter weg, um zum gewünschten Spezialisten zu gelangen. In jedem Fall solltest du deine Entscheidung nicht nur von der räumlichen Nähe abhängig machen.
Nach der Kreuzband-OP
Da du in Vollnarkose bist, verbringst du nach der Operation erst einige Zeit im Aufwachraum. Du wirst dabei schnell merken, dass eine Kreuzband-OP ein schmerzhafter und anstrengender Eingriff ist.
Ambulant oder stationär?
Eine Kreuzband-OP kann sowohl ambulant als auch stationär erfolgen. Bei einem stationären Eingriff bleibst du zwischen einer und drei Nächte in der Klinik. Wird deine Kreuzbandriss Operation hingegen ambulant durchgeführt, kommst du schon am selben Tag wieder nach Hause.
Ich würde dir allerdings empfehlen, mindestens eine Nacht im Krankenhaus zu bleiben.
Zum einen ist bei Bedarf rund um die Uhr jemand für dich da. Zum anderen musst du sonst am nächsten Tag nochmal in die Klinik fahren, um die Drainageschläuche entfernen zu lassen. Und eine Autofahrt mit Schmerzen, Streckschiene und Drainageschläuchen ist nicht sonderlich angenehm.
Autofahren nach der OP
Apropos Autofahren nach der Operation.
Am Tag der Kreuzband-OP ist das für dich aufgrund der Narkose und Medikamente tabu.
Auch bei einem kurzstationären Aufenthalt lässt du dich besser aus dem Krankenhaus abholen. Ist dein rechtes Bein operiert, musst du dich mindestens so lange gedulden, wie du Krücken brauchst. Beim linken Bein kannst du mit Automatikgetriebe theoretisch schon nach wenigen Tagen wieder Auto fahren.
In jedem Fall musst du Gas- und Bremspedal (und bei Schaltgetrieben die Kupplung) aber sicher und schmerzfrei betätigen können. Und auch versicherungstechnisch darfst du meist erst wieder vier Wochen nach der OP hinters Steuer.
Überstürze deshalb nichts und warte lieber noch eine Woche länger mit dem Autofahren, wenn du dich unsicher fühlst.
Nach der OP ist vor der Reha
In der ersten Woche solltest du dich von der Operation erholen. Du kannst in dieser Zeit aber bereits an deiner Beweglichkeit arbeiten und einige Übungen machen, um den Muskelschwund im operierten Bein zu reduzieren.
Spätestens in der zweiten postoperativen Woche geht es dann mit der Physiotherapie los. Hier ist auch dein eigenes Engagement gefragt. Denn die Kreuzband-Reha dauert lange und Rückschläge können die Motivation immer wieder dämpfen.
Das ist aber ganz normal und du solltest dich davon nicht entmutigen lassen.
Wieder arbeiten nach der Kreuzband-OP
Da die Knie-OP ein schwerer Eingriff ist und eine monatelange Reha nach sich zieht, bist du einige Zeit krankgeschrieben. Die ersten drei bis vier Wochen bist du auf jeden Fall zuhause.
Danach kommt es darauf an, ob du im Büro tätig bist oder körperlich arbeitest. Hast du eine sitzende Tätigkeit, kannst du nach dieser Zeit in der Regel wieder zur Arbeit.
Arbeitest du hingegen körperlich oder viel auf deinen Knien, dauert die Krankschreibung bis zu drei Monate oder länger.
Du solltest dich hier aber nicht unter Druck setzen lassen. Wenn du merkst, dass du nach der Arbeit starke Schmerzen im Knie hast, lass dich lieber noch einmal von deinem Arzt krankschreiben.
Gerade in den ersten Wochen wirst du aber sowieso kaum ans Arbeiten denken, da du zu sehr mit deinem Knie beschäftigt bist.
Erfolgsaussichten der Kreuzbandriss Operation
Grundsätzlich sind die Erfolgsaussichten einer operativen Kreuzbandriss-Behandlung relativ gut. In 70 bis 90 Prozent der Fälle haben Patienten wieder ein stabiles Kniegelenk und können ihren beruflichen sowie sportlichen Tätigkeiten nachgehen.
Eine Garantie ist die Kreuzband-OP deshalb aber nicht. Die meisten Patienten haben auch nach der Operation immer mal wieder Probleme mit ihrem Knie, da es am Ende eben doch kein gesundes Knie mehr ist.
Vieles hast du am Ende aber selbst in der Hand. Denn neben der OP entscheidet vor allem die Reha nach dem Kreuzbandriss, ob du wieder auf dein altes Leistungsniveau zurückkommst oder nicht.