Über
Eine unglückliche Bewegung und alles war anders.
So könnte man wahrscheinlich die meisten Kreuzbandverletzungen zusammenfassen.
Ob beim Fußball, Skifahren oder einem Unfall – ein Kreuzbandriss ist immer scheiße. Denn die Knieverletzung bedeutet meist eine OP mit Schmerzen, dazu kommt eine monatelange Reha und am Ende ist es trotzdem nicht mehr wie vorher.
Das ist frustrierend.
Mit der richtigen Vorbereitung kannst du dich aber besser auf deine Verletzung einstellen und so die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass deine Reha nach Kreuzbandriss erfolgreich wird.
Weil Ärzte und Therapeuten aber nicht die Zeit und Kapazitäten haben, um sich jeden Tag um dich und dein Knie kümmern zu können, musst du selbst aktiv werden.
Bei meinem Kreuzbandriss hatte ich zwar das Glück, dass meine beste Freundin Physiotherapeutin ist und ich auch von meinem behandelnden Arzt ausreichend Rezepte bekommen habe. Der Normalfall ist das aber nicht.
Für dich als Patient heißt das: Informiere dich selbst und lerne, deine Verletzung zu verstehen.
Dabei musst du auch mal über den Tellerrand blicken. Denn auf den Websites großer Magazine und auf Klinikseiten finden sich oft nur Standardbeiträge zum Thema Kreuzbandriss.
Das ist grundsätzlich nicht schlimm. Diese Inhalte liefern dir aber nicht immer zufriedenstellende Antworten.
Denn als Patient hast du oft ganz andere Fragen und suchst nach Erfahrungen von anderen Betroffenen.
Mir ging es nach meinem Kreuzbandriss genauso.
Nach der Diagnose hatte ich noch keine Ahnung, was die Verletzung bedeutet und welche Folgen sie hat. Ich hatte lediglich Freunde und Mannschaftskameradinnen, die schon mal einen Kreuzbandriss hatten.
Deshalb recherchierte ich im Internet und versuchte, mich bestmöglich auf OP und Reha vorzubereiten.
Dabei habe ich viel gelernt und ein besseres Verständnis für meinen Körper – und besonders mein Knie – bekommen.
Und bin am Ende wieder fit nach meinem Kreuzbandriss geworden.
Das wünsche ich mir auch für dich. Denn die Zeit nach einem Kreuzbandriss mit Operation und Reha ist manchmal einsam, oft anstrengend und definitiv nicht einfach.
Deshalb habe ich fithelden ins Leben gerufen.
Was du hier findest
Manchmal empfand ich es als sehr mühsam, die richtigen Informationen zu finden oder bekam keine zufriedenstellende Antwort. Und nicht jeder will medizinische Studien lesen oder versteht so gut Englisch, um in englischen Quellen nach der richtigen Kreuzbandriss-Behandlung zu suchen.
fithelden ist deshalb deine Anlaufstelle nach einem Kreuzbandriss.
Hier erfährst du alles Wichtige über die Diagnose Kreuzbandriss, die Reha und wie du dich vor weiteren Verletzungen schützen kannst.
Bitte bedenke:
fithelden ist kein Ersatz für eine medizinische oder physiotherapeutische Behandlung, sondern dient lediglich zur Vermittlung und Bereitstellung von Informationen.
Gehe bei dauerhaften Beschwerden bitte unbedingt zum Arzt und lasse dich untersuchen. Versuche auch nicht, einen Kreuzbandriss ohne einen Arzt oder Physiotherapeuten und nur mit Informationen aus dem Internet zu behandeln. Nur sie kennen deine individuelle Situation und können bewerten, was du tun solltest und was nicht.
Hey, ich bin Sarah und das ist meine Kreuzbandgeschichte
Kreuzbandrisse gehören zu den häufigsten Verletzungen im Fußball.
Auch meine Geschichte und die von fithelden beginnt mit dem runden Leder.
Angefangen hat alles am 1. Oktober 2017 bei einem Ligaspiel. Natürlich auf dem für mich schon immer so ungeliebten Kunstrasen.
In einem Zweikampf wollte ich den Ball stoppen, meine Gegenspielerin an mir vorbei.
Plötzlich ein Krachen und Schmerzen im Knie.
Irgendwie wusste ich in diesem Moment, dass etwas passiert ist. An einen Kreuzbandriss habe ich da aber noch nicht gedacht.
Unter Tränen humpelte ich vom Spielfeld und nach einigen Minuten fragte mich mein Trainer, ob ich weiterspielen könne. Ich joggte ein paar Bahnen und merkte schnell, es geht nicht. Ich konnte mein Bein zwar voll belasten, hatte aber trotzdem Schmerzen im Knie.
So schlimm war es für mich aber nicht.
Deshalb wartete ich noch einen Tag, bevor ich ins Krankenhaus ging. Eigentlich wollte ich zu meinem Hausarzt, aber der hatte aufgrund des bevorstehenden Feiertages geschlossen.
Im Nachhinein habe ich mich immer wieder gefragt, ob ich meine Diagnose dann schneller bekommen hätte und die Dinge anders gelaufen wären. Ändern lässt es sich aber jetzt sowieso nicht mehr.
Denn im Krankenhaus sagte man mir, dass nichts sei. Mein Knie war kaum geschwollen, ich konnte es normal belasten und auch die Tests ergaben für den Assistenzarzt keinen Anlass für weitere Untersuchungen (beim Röntgen kam schließlich nichts heraus, war ja eine Bandverletzung).
Er gab mir eine Streckschiene und ich sollte mein Knie eine Woche schonen, bevor ich wieder Sport machen durfte.
Daran hielt ich mich und stieg nach einer Woche wieder ins Training ein.
Schließlich hatte ich im Alltag keine Probleme, fühlte keine Instabilität und konnte problemlos joggen.
Ich spielte sogar in einem weiteren Ligaspiel. Aber ich merkte trotzdem, dass mein Knie im Zweikampf nicht stabil genug war.
Ich konnte rennen und schießen. Nur bei einem Schlag gegen das Knie hatte ich Schmerzen.
Weil sich daran nach einigen Wochen immer noch nichts geändert hatte, bin ich schließlich zu meinem Hausarzt.
Da er auch Sportmediziner ist, war für ihn schnell klar: Da muss was am Kreuzband kaputt sein.
Also schickte er mich zum MRT, das seinen Verdacht bestätigte.
Im Dezember bekam ich schließlich die Diagnose Kreuzbandriss im rechten Knie – gut zwei Monate nach der Verletzung – und mein Hausarzt überwies mich an einen Orthopäden.
Meine Entscheidung fiel auf die nova clinic in Biberach, da sich einige Freunde dort bereits operieren lassen hatten und mit dem Ergebnis zufrieden waren.
Im Januar stellte ich mich in der Klinik vor und bestätigte meinen OP-Termin im Februar.
Komplikationen bei der Operation
Mehr als vier Monate nach meiner Verletzung stand meine Operation an. Geplant war eine Kreuzbandrekonstruktion mit der Semitendinosus-Sehne.
Leider klappte das nicht so wie geplant.
Nach der Narkose erklärte mir mein Arzt, dass meine Sehne nicht gut genug war und bei der Entnahme gerissen ist. Intraoperativ entschied er sich deshalb für eine Rekonstruktion mit der Patellarsehne.
Für mich ein Tiefschlag.
Mühsame Reha
Eine Woche nach der Operation startete ich mit der Physio. Glücklicherweise gehört mein Fitnessstudio zum Krankenhaus und bietet auch Physiotherapie an. So konnte ich zur Behandlung und danach noch trainieren.
Meine Termine hatte ich da schon Wochen vorher gemacht. Das empfehle ich auch dir. Denn oftmals wartest du mehrere Wochen, bis du einen Termin zur Physiotherapie bekommst.
Insgesamt kam ich in der Reha zwar gut vorwärts, trotzdem gab es immer wieder schlechte Tage, an denen ich frustriert war. Ich war geduldig und überforderte mein Knie nicht. Dennoch wollte es nicht so wie ich.
Im Vergleich mit anderen Patienten weiß ich aber, dass ich immer gute Fortschritte gemacht habe und meine Therapeuten mit mir schnell vorangekommen sind.
Das lag auch daran, dass ich regelmäßig zuhause und im Fitnessstudio trainiert und fleißig meine Übungen gemacht habe.
Zurück zum Sport?
Sechs Monate nach der OP hätte ich in der Theorie wieder ins Fußballtraining einsteigen können (wollte ich aber nie, da ich schon zu viel über die Verletzung gelesen habe).
In der Realität war ich davon weit entfernt.
Mein Knie fühlte sich einfach nicht gut an, ich hatte immer wieder Schmerzen und immer noch ein Beugedefizit. Zusätzlich bekam ich noch Hüftschmerzen.
Ich machte also weiter mit meinen Übungen und ging wieder zum Arzt.
Nach einer Röntgen- und MRT-Aufnahme sagte mir dieser, dass ich eine Impingement an der Hüfte habe und mir das beim Joggen oder langen Sitzen Probleme macht.
Ein weiterer Rückschlag.
Zweite Operation
Irgendwann hatte ich mich mit allem halbwegs abgefunden. Trotzdem entschied ich mich für eine weitere Operation im nächsten Jahr, weil mein Knie nicht so war, wie ich es mir wünschte.
Ich hatte eine gute Kraft, Stabilität und Koordination. Aber die volle Beweglichkeit war noch immer nicht ganz da. Außerdem zierte mein Knie eine sehr unschöne und wulstige Narbe, das mittlerweile auf den Namen Voldemar (in Anlehnung an Lord Voldemort) getauft wurde. Diese sollte bei einem Revisionseingriff korrigiert werden.
Aus einer Lust heraus entschied ich mich 11 Monate nach der OP dennoch, ins Fußballtraining zu gehen.
Bei einem abrupten Stopp spürte ich plötzlich wieder einen Schmerz im Knie. Das Training war an diesem Punkt für mich beendet.
In der Folge merkte ich im Training auf dem Balance Pad, wie mein Knie regelrecht davonschwamm.
Mein Gefühl sagte mir: Irgendwas stimmt nicht.
Also wieder zum Arzt.
Aufgrund des Fremdmaterials im Knie (Fixationsschrauben zur Befestigung der Kreuzbandplastik) ergab das MRT aber keinen eindeutigen Befund.
Die zweite Operation war zu diesem Zeitpunkt schon geplant und so wartete ich einfach ab.
Auch diese hatte einige böse Überraschungen für mich. Zunächst einmal hatte ich Verklebungen im Knie, die meine Beweglichkeit eingeschränkt haben. Viel schlimmer war für mich aber, als mein Arzt mir sagte, dass die Kreuzbandplastik angerissen war. Zwei Drittel waren noch intakt und so entfernte er nur die gerissenen Fasern.
In der Folge bekam ich wieder Physiotherapie und hängte die Kickschuhe (vorerst) komplett an den Nagel.
So geht es mir heute
Im Nachhinein war die zweite Operation für mich richtig und wichtig. In den nachfolgenden Monaten habe ich gemerkt, wie meine Beweglichkeit besser wurde und sich mein Knie trotz „dünnerem“ Kreuzband wieder stabiler anfühlte.
Natürlich spielte da auch das regelmäßige Training von Kraft und Koordination eine Rolle.
Etwa zwei Jahre nach der ersten OP hatte ich schließlich das Gefühl, dass mein Knie gut war. Soweit dies eben nach einem Kreuzbandriss möglich ist.
Ich habe sogar wieder Fußball gespielt (normalerweise ohne Bandage). Allerdings war eine Rückkehr auf demselben Niveau für mich nicht mehr möglich – und es mir auch nicht mehr wert. Ich hatte in der Zwischenzeit andere Hobbies gefunden, die mir genauso Spaß machten, und wollte mir mein Knie nicht noch vollständig kaputt machen.
Mittlerweile kann ich eigentlich alles wieder machen und gehe im Winter auch ohne Angst Skifahren. Meine Hüftprobleme begleiten mich zwar immer noch, es bessert sich aber durch gezieltes Training.
Und auch mein Knie macht gelegentlich Probleme und ich habe Schmerzen. Das habe ich aber akzeptiert und mache das Beste daraus. Ein operiertes Knie ist schließlich kein gesundes Knie.
Eine wichtige Erkenntnis für mich war hier, dass das Training mir und meinem Knie guttut. Ich erzwinge aber nichts und wenn mir mein Knie Schmerzen bereitet, mache ich lieber einen Tag Pause.
Auch das war etwas, das ich erst lernen musste. Mit Anfang 20 ist man seinem Körper gegenüber gerne etwas ignorant. Schmerzen und Beschwerden werden einfach abgeschüttelt, statt sie richtig auszukurieren.
Das mache ich jetzt nicht mehr.
Warum ich mich für die OP entschieden habe
Wenn du meine Geschichte liest, fragst du dich wahrscheinlich, warum ich mich für eine OP entschieden habe. Schließlich ist da nicht alles so super gelaufen und ich hatte im Alltag ohne Kreuzband kaum Probleme.
Eigentlich war eine konservative Therapie für mich aber nie eine Option.
Mein behandelnder Arzt hat mir die konservative Behandlung einerseits nie als Alternative vorgeschlagen. Für eine junge Sportlerin wie mich ist die OP schließlich die erste Wahl.
Andererseits habe ich mich auch genug über mögliche Langzeitfolgen informiert, dass ich selbst nicht von der konservativen Therapie überzeugt war.
Damit will ich nicht sagen, dass sie für dich keine Alternative sein kann.
Für mich war die Operation aber in jedem Fall die richtige Entscheidung. Denn ich konnte trotz einer gut ausgebildeten Muskulatur und einer guten neuromuskulären Kontrolle nicht so Sport treiben, wie ich wollte, da ich keine schnellen Stopp- und Drehbewegungen ausführen konnte.
Und auch wenn bei meiner Heilung nicht alles ganz glatt gelaufen ist, war ich sehr zufrieden mit meiner Behandlung und der medizinischen Betreuung. Bei einem erneuten Kreuzbandriss würde ich mich deshalb wieder für eine Operation entscheiden.
Wie der Kreuzbandriss mein Leben verändert hat
Im „echten“ Leben bin ich nicht nur freie Texterin, sondern inzwischen auch angehende Physiotherapeutin.
Durch den Kreuzbandriss habe ich mich immer mehr verschiedenen Gesundheitsthemen und insbesondere der Orthopädie verschrieben und schließlich die Entscheidung für die Ausbildung zum Physio getroffen. Zusätzlich habe ich in den vergangenen Jahren eine Weiterbildung mit Fachrichtung Sportmedizin absolviert und darüber meine Fitnesstrainer B- und A-Lizenz erlangt. Darüber hinaus besitze ich eine Übungsleiter C-Lizenz. Mit diesen arbeite ich nebenher in einem Gesundheitsstudio.
Der Kreuzbandriss hat für mich also viel verändert. Sowohl privat als auch beruflich hat mir die Verletzung positive Veränderungen gebracht und neue Wege gezeigt, die ich sonst vielleicht nie gegangen wäre.
So blöd ein Kreuzbandriss also ist – er kann auch etwas Gutes haben.