Nach einem Kreuzbandriss kommt es zu Veränderungen in deinem Knie. Wird die Verletzung nicht oder nicht richtig behandelt, können unter Umständen irreparable Langzeitfolgen auftreten. Umso wichtiger ist es, dass du weißt, was passieren kann und wie du Kreuzbandriss Spätfolgen zumindest teilweise vermeiden kannst.
Inhalt
Was passiert im Knie nach einem Kreuzbandriss?
Die Kreuzbänder haben eine wichtige stabilisierende Funktion für dein Knie. Eine Verletzung des Kreuzbandes hat deshalb direkte Auswirkungen und verändert die gesamte Biomechanik des Kniegelenks.
Durch den Riss eines Kreuzbandes geht einerseits die Stabilität verloren, andererseits ist das Kniegelenk beweglicher. Reißt du dir beispielsweise das vordere Kreuzband, lässt sich dein Unterschenkel nach vorne verschieben (vordere Schublade).
Zusätzlich zu dieser anterioren tibialen Translation kommt es nach einer vorderen Kreuzbandverletzung zu einer Rotationsinstabilität. Das Rotationszentrum verlagert sich nach medial (zur Innenseite) und verändert somit die Belastungen im Kniegelenk.
Besonders Seitenbänder, Menisken und Knorpelflächen müssen eine enorme Mehrbelastung aushalten. Beispielsweise wird das Innenband bis zu 140% mehr belastet. Und auch die hinteren äußeren Strukturen im Knie müssen bis zu 400% mehr leisten.
Bleibt der Kreuzbandriss in dieser Situation unbehandelt, kommt es im Laufe der Jahre zu Folgeschäden.
Du kannst dir dein Knie wie ein Getriebe vorstellen. Läuft ein Teil nicht mehr richtig, gehen irgendwann auch die anderen Teile kaputt. Im Falle des Kniegelenks sind das insbesondere Menisken und Gelenkknorpel.
Deshalb ist es wichtig, dass du nach der Diagnose nicht einfach nicht machst, sondern deinen Kreuzbandriss operieren oder konservativ behandeln lässt. So minimierst du zumindest das Risiko von Kreuzbandriss Spätfolgen.
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Das sind mögliche Kreuzbandriss-Spätfolgen
Da ein Kreuzbandriss zu einer gestörten Biomechanik führt, kann es langfristig zu weiteren Folgeschäden kommen. Dabei ist es unerheblich, ob du dich für eine Operation oder eine konservative Behandlung entscheidest.
Denn jedes Kniegelenk ist individuell und es lässt sich nicht voraussagen, was in 10 Jahren mit deinem Knie passiert. Du kannst einfach Glück oder Pech haben. Natürlich spielen auch Faktoren eine Rolle, wie etwa wie sehr du dein Knie auch nach der Verletzung beanspruchst.
Generell ist die Wahrscheinlichkeit von Folgeschäden aber deutlich erhöht, wenn du einen Kreuzbandriss überhaupt nicht behandeln lässt.
Arthrose
Ein Kreuzbandriss führt langfristig zu Schäden am Gelenkknorpel. Die am meisten gefürchtete Langzeitfolge nach einem Kreuzbandriss ist deshalb sicherlich die Arthrose.
Denn das Risiko an einem Knorpelschaden zu erkranken, ist nach einem Kreuzbandriss deutlich erhöht – und zwar unabhängig von der Behandlung.
Mein Arzt meinte damals zu mir: „Es ist egal, für welche Behandlung Sie sich entscheiden. Eine frühe Arthrose bekommen Sie wahrscheinlich sowieso.“
Das deckt sich auch mit vielen Aussagen aus Studien, die besagen, dass das Risiko einer Kniearthrose (Gonarthrose) nach einem Kreuzbandriss erhöht ist, egal ob dieser operiert oder konservativ behandelt wurde.
Konkreter: Etwa 70 bis 80% der Kreuzband-Patienten entwickeln innerhalb von 10 bis 15 Jahren nach der Verletzung eine Arthrose. Da gerade junge und sportliche aktive Menschen von einer VKB-Ruptur betroffen sind, haben diese also oft schon mit 30 bis 40 Jahren Knieprobleme aufgrund der Arthrose.
Sekundäre Meniskusläsionen
Eine weitere Gefahr nach einem Kreuzbandriss sind sekundäre Schäden, besonders an den Menisken.
Die schalenförmigen Vertiefungen vergrößern die für den Oberschenkel verfügbare Gelenkfläche und unterstützen die Kreuzbänder bei der Zentrierung von Ober- und Unterschenkel. Die Menisken sorgen zudem dafür, dass Lasen besser verteilt werden und der Gelenkknorpel somit entlastet wird.
Fehlt nun ein Kreuzband, nimmt die Belastung auf Knorpelflächen und Menisken zu. Bei fehlender oder falscher Behandlung führt das zu einem vermehrten Verschleiß, wodurch der Meniskus reißen kann.
Ein Meniskusriss kann auch gleichzeitig mit der Kreuzbandverletzung auftreten. Sekundäre Meniskusläsionen entstehen hingegen erst als Spätfolge nach einem Kreuzbandriss aufgrund der veränderten Biomechanik und der daraus resultierenden Fehlbelastungen.
Bleibende Bewegungseinschränkungen
Eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes kann auch nach der Behandlung mit bleibenden Bewegungseinschränkungen einhergehen. So kann es zum Beispiel sein, dass du ein bleibendes Streck- oder Beugedefizit hast.
Bemerkst du schon nach der Verletzung eine Bewegungseinschränkung, solltest du dies im Auge behalten. Denn du brauchst eine volle Streckung, um normal gehen zu können. Und auch die möglichst vollständige Beugung ist wichtig, wenn du wieder zum Sport zurückkehren willst. Darüber hinaus erhöht sich das Arthroserisiko, wenn der volle Bewegungsumfang nicht mehr erreicht werden kann.
Auch nach einer Operation hast du das Risiko, dass eine Bewegungseinschränkung bleibt oder sogar neu entsteht. Mitunter sind dann Vernarbungen oder ein technischer Fehler schuld, die eine Kreuzbandrevision notwendig machen.
Generell ist es wichtig, dass du während der Kreuzband-Reha regelmäßig an deiner Beugung oder Streckung arbeitest. In der Regel lassen sich eventuelle Defizite durch ein entsprechendes Training beheben.
Verminderte Muskelkraft
Durch den Kreuzbandriss und insbesondere nach einer Operation nimmt die Muskulatur im verletzten Bein ab. Trotz Reha und Training kann es sein, dass deine Muskelkraft objektiv gemessen im operierten Bein geringer ist als im gesunden Bein.
In der frühen Reha-Phase ist dies völlig normal. Schließlich konntest du dein Bein mitunter wochenlang nicht belasten und krafttechnisch trainieren.
Nach 1 bis 1,5 Jahren gezieltem Krafttraining sollte sich dieser Unterschied aber zumindest angenähert haben, auch wenn wahrscheinlich immer eine geringere Muskelkraft im operierten Bein verbleibt.
Andauernde Schmerzen
Schmerz ist immer ein Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt.
Hast du auch mehr als ein Jahr nach deiner Verletzung beziehungsweise Kreuzbandriss Operation noch Schmerzen, solltest du nochmal zum Arzt gehen.
Die Ursachen für langanhaltende Schmerzen sind unterschiedlich, lassen sich aber oft auf die veränderte Lastverteilung zurückführen. Dadurch kommt es zu Fehlbelastungen, die einen Verschleiß (z.B. an Knorpel oder Menisken) begünstigen, die irgendwann zu Schmerzen führen.
Lassen sich Kreuzbandriss Spätfolgen vermeiden?
Nach einem Kreuzbandriss wird dein Knie auch mit einer Operation nicht mehr so wie früher. Mit gewissen Veränderungen und Risiken musst du nach deiner Verletzung also leben.
Dennoch kannst du dir Risiken möglicher Kreuzbandriss-Spätfolgen mit der richtigen Behandlung reduzieren.
Eine Operation stellt beispielsweise die mechanische Stabilität im Knie wieder her und verhindert so im Idealfall Fehlbelastungen durch das fehlende Kreuzband. Auf der anderen Seite kann auch eine konservative Therapie das Gelenk so stabilisieren, dass du mit Glück keine bleibenden Schäden davonträgst.
Unabhängig von der Therapiemethode kommt es vor allem auf eine konsequente krankengymnastische Behandlung an. Mit der richtigen Reha kannst du das Risiko von Kreuzbandriss-Spätfolgen zwar nicht gänzlich eliminieren, aber zumindest reduzieren.
Dazu zählt vor allem das Training deiner Muskulatur (insbesondere Oberschenkel, Hüftrotatoren und Rumpf), da gut trainierte Muskeln dein Knie stabilisieren und dich vor weiteren Verletzungen schützen.
Bei einer Knie TEP wird das vordere Kreuzband entfernt, oder gibt es eine Klinik , in welcher dieses Kreuzband erhalten werden kann?
Hallo Marion,
ja bei einer Vollprothese wird das vordere (teilweise auch das hintere) Kreuzband entfernt. Das ist wichtig, damit die Prothese richtig funktioniert. Bei einer Teilprothese bleiben die Kreuzbänder erhalten. Es gibt inzwischen aber wohl kreuzbanderhaltende Vollprothesensysteme. Leider kenne ich selbst jedoch keine Klinik, die damit operiert, da diese auf ihren Seiten in der Regel auch nicht damit werben, welches System sie nutzen. Du kannst entweder deinen Orthopäden fragen, ob er jemanden kennt. Sie sind normalerweise recht gut vernetzt. Ansonsten würde ich nach Kliniken suchen, die einen Schwerpunkt in der Knieendoprothetik haben, und dort nachfragen. Gerade die Kliniken, die sehr viele TEPs operieren, sind oft auch diejenigen, die eher neue Prothesenarten nutzen.