Jede Operation birgt gewisse Risiken. Auch eine Operation bei einem Kreuzbandriss ist da keine Ausnahme. Neben allgemeinen gibt es dabei auch spezielle Komplikationen nach der Kreuzband-OP, über die dich dein Arzt vor dem Eingriff aufklären sollte.
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Was bedeuten Komplikationen nach der Kreuzband-OP?
Komplikationen sind Probleme, die direkt mit dem operativen Eingriff zusammenhängen. Sie können entweder direkt nach der Operation auftreten oder sich auch erst Wochen beziehungsweise Monate später zeigen.
Dank der Fortschritte in der Medizin sind die allgemeinen OP-Risiken gesunken. Dennoch sind Komplikationen nach der Kreuzband-OP keine Seltenheit. Etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten haben länger mit den Folgen des Eingriffs zu kämpfen. Ein Teil davon muss sich sogar einer erneuten Operation (Kreuzbandrevision) unterziehen.
Wie lange sind Schmerzen im Knie nach der Kreuzband-OP unbedenklich?
Schmerzen sind keine Komplikation, sondern eine normale Folge der OP. Schließlich werden Gefäße und Strukturen verletzt. Die Schmerzen lassen in der Regel etwa drei Tage nach der Kreuzbandriss Operation nach, unter Umständen auch erst nach einer Woche.
Das heißt aber nicht, dass du sehr starke Schmerzen einfach so aushalten musst. Deshalb verschreibt dir dein Arzt nach der Operation auch Medikamente mit dem Wirkstoff Ibuprofen oder Diclofenac, die schmerzlindernd oder entzündungshemmend wirken. Diese solltest du wie verschrieben einnehmen, auch wenn die Schmerzen vielleicht schon zwei Tage nach dem Eingriff weniger werden.
Wenn die Schmerzen nicht nachlassen, dein Knie warm wird oder spannt, solltest du mit deinem Arzt sprechen. Dann könnte es sich um eine Infektion handeln. Und auch wenn die Schmerzen nach Wochen nicht aufhören oder sogar stärker werden, wird es Zeit für eine weitere Untersuchung beim Arzt.
Merke dir also: Schmerzen sind nach der OP normal und lassen sich mit Schmerzmitteln gut lindern. Sind die Schmerzen aber zu stark und du hast kein gutes Gefühl, gehe lieber nochmal zum Arzt.
Allgemeine OP-Komplikationen
Generell kann es nach jeder Operation zu Komplikationen kommen, die zunächst einmal nichts mit deiner Kreuzbandverletzung an sich zu tun haben. Dazu gehören:
Wundheilungsstörung
Von einer Wundheilungsstörung spricht man bei einer verzögerten Heilung der Wunde. Das heißt, sie hat sich auch nach längerer Zeit noch nicht geschlossen. Eine Wundheilungsstörung sollte regelmäßig kontrolliert und mit speziellen Wundverbänden behandelt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Keime von außen in die Wunde gelangen und es zu einer Infektion kommt.
Infektion
Wird eine Wundheilungsstörung nicht richtig versorgt, kann es zu einer Infektion kommen. Ist die Wunde nach der Operation gerötet, geschwollen und sehr schmerzhaft, solltest du unbedingt zum Arzt. Denn eine Wundinfektion muss mit Antibiotika behandelt werden, damit sie sich nicht noch weiter ausbreiten kann.
Thrombose im Bein
Ein Thrombus ist ein Blutgerinnsel beziehungsweise ein Blutpfropfen. Als Thrombose wird der Verschluss eines Blutgefäßes durch einen solchen Blutpfropfen bezeichnet. Dadurch kommt es zu einer Verengung der Venen und das Blut kann nicht mehr richtig zum Herzen zurückfließen.
Dieser Rückstau des Blutes führt zu einer Schwellung und einem schmerzhaften Spannungsgefühl im betroffenen Bein. Oft fühlt sich das Bein auch prall und schwer an. Manchmal ist zudem eine Blaufärbung der Haut erkennbar. Bemerkst du eines oder mehrere dieser Anzeichen, solltest du dringend zum Arzt oder ins Krankenhaus. Denn wenn dieser Blutpfropfen weiter in deine Lunge wandert, kann es im schlimmsten Fall zu einer Lungenembolie kommen. Und das bedeutet Lebensgefahr.
Leider kann es sein, dass du bei einer Thrombose keine der genannten Beschwerden hast oder sie nur sehr gering ausgeprägt sind (asymptomatische Thrombose). Die Gefahr ist dadurch aber nicht geringer. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du nach der Kreuzband-OP während der Teilbelastung die verschriebenen Thrombosespritzen benutzt.
Probleme nach der Narkose
Die Reaktion auf die Narkose ist bei jedem Patienten anders. Ich selbst war relativ schnell wieder fit, anderen ist wiederum schwindelig und schlecht. Weitere leichte Nebenwirkungen wie Heiserkeit oder Halsschmerzen sind nach der Narkose normal. Schwere Komplikationen durch die Narkose treten eher selten auf, sind aber dennoch möglich. Um das Risiko für diese zu minimieren, hast du vor der Operation ein Gespräch mit dem Anästhesisten, der mögliche Vorerkrankungen oder Allergien mit dir bespricht.
Spezielle Komplikationen nach der Kreuzband-OP
Neben allgemeinen OP-Komplikationen gibt es auch spezielle Komplikationen, die direkt mit deiner Kreuzband-OP zusammenhängen.
Falsche Platzierung der Bohrkanäle
Ein kritischer Faktor bei der VKB-Operation ist die anatomisch korrekte Platzierung der Bohrkanäle. Liegen sie zu weit vorne, zu weit hinten oder sind sie zu steil gebohrt, wirkt sich das auf die Beweglichkeit und Rotationsstabilität deines Knies aus.
Elongiertes Kreuzband
Ist der femorale Bohrkanal (also der im Oberschenkel) zum Beispiel zu weit vorne platziert, kommt es zu einem höheren Spannungsverhalten der Kreuzbandplastik bei der Beugung. Anfänglich zeigt sich dies in einer Bewegungseinschränkung der Kniebeugung, die sich auch mit einer physiotherapeutischen Behandlung nicht beeinflussen lässt. Später kommt es dann häufig zu einem „Ausleiern“ der Bandplastik (Elongation), wodurch sie an Stabilität verliert und ihrer Funktion nicht mehr nachkommen kann.
Notch Impingement
Eine weitere Komplikation bei der falschen Platzierung der Bohrkanäle ist das sogenannte Notch Impingement. Liegt der tibiale Bohrkanal (im Unterschenkel) zu weit vorne, kann die Streckung im Kniegelenk zu einem Einklemmen der Kreuzbandplastik in der Notch führen. Die Notch ist die Einkerbung zwischen den beiden Oberschenkelkondylen, in der die Kreuzbänder liegen. Dadurch kommt es zu einem Streckdefizit nach der Kreuzband-OP und unter Umständen zu Abschürfungen am Transplantat, wodurch es geschwächt wird.
Arthrofibrose
Bei der Arthrofibrose kommt es zu Verklebungen im operierten Kniegelenk. Die genaue Ursache ist bisher nicht bekannt. Der Grad der Traumatisierung des Gelenks (beim Unfall oder der OP) hat aber direkten Einfluss auf die Entstehung einer Arthrofibrose.
Durch die Verklebungen wird die Beugefähigkeit reduziert und es kommt zu einer Vernarbung des Hoffa’schen Fettkörpers, wodurch sich die Kniescheibe nach unten verlagert. Um die Verklebungen zu lösen, ist meist ein weiterer operativer Eingriff notwendig.
Plica-Syndrom
Auch bei einem Plica-Syndrom (oder Zyklopssyndrom) bleibt meist nur eine Operation als mögliche Therapie. Bei diesem kommt es zu einer vermehrten Narbenbildung im Bereich der Notch, was zu einem Streckdefizit führt. Diese Verdickungen verursachen häufig das typische Schnappen beim Beugen oder Strecken des Kniegelenks. Langfristig kann das zu einem Knorpelschaden führen, da dieser ständig über die Plica (Schleimhautfalte) reibt.
Vorderer Knieschmerz
Eine der häufigsten Komplikationen nach der Kreuzband-OP ist der vordere Knieschmerz. Insbesondere Patienten mit einem Patellarsehnentransplantat sind davon betroffen. Der vordere Knieschmerz lässt sich vor allem auf eine veränderte Gelenkmechanik zurückführen und kann meist schon mit Physiotherapie behoben oder zumindest gelindert werden.
Bleibende Instabilität
Die Kreuzbänder sind die wichtigsten Stabilisatoren im Knie. Auch nach einer erfolgreichen Operation und Rehabilitation kann es zu einer Instabilität im Knie kommen. Die Ursachen sind nicht klar definiert. Meist sind aber operative Fehler, eine zu aggressive Reha oder übersehene Begleitverletzungen Schuld. Je nach Ausprägung der Instabilität ist ein gezieltes Training der umliegenden Strukturen oder eine erneute Kreuzband-OP notwendig.
Mechanisch störende Implantate
Zur Fixierung der Sehne verwendet der Operateur in der Regel unterschiedliche Implantate (Fixationsschrauben, Pins, Endobuttons). Diese sind entweder resorbierbar (d.h. sie lösen sich auf) oder verbleiben im Körper, da eine Metallentfernung nicht üblich ist. Sind die Implantate nicht richtig platziert und ragen in das Kniegelenk, können sie den Bewegungsablauf stören und zu einer vermehrten Vernarbung führen. In diesem Fall kann eine weitere Operation notwendig sein, bei der die störenden Implantate entfernt werden.
Keine Angst vor möglichen Komplikationen
Falls du jetzt Bauchschmerzen hast, nachdem du über die möglichen Komplikationen nach der Kreuzband-OP gelesen hast – atme erst einmal tief durch. Die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation ist bei einem erfahrenen Operateur und dank der Möglichkeiten der modernen Medizin geringer, als du denkst. Außerdem lassen sich fast alle Komplikationen mit Physiotherapie oder einer weiteren Operation beheben.
Am besten teilst du deine Sorgen und Ängste vor der Operation mit deinem behandelnden Arzt. Er kann dir meist schon einige Unsicherheiten nehmen. Außerdem ist es immer gut zu wissen, welche Probleme auftreten können. So weißt du später, wie du reagieren solltest.
Gerade Beuge- oder Streckdefizite sind langfristig problematisch, da sie zu einer ständigen Überlastung der Gelenke der unteren Extremität (Hüfte, Knie und Sprunggelenk) und zu einem unharmonischen Gangbild führen können. Eine fehlende Beugung oder Streckung solltest du deshalb in jedem Fall behandeln lassen und nicht einfach ignorieren.
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