Ein Seitenbandriss im Knie ist zwar nicht ganz so schlimm wie ein Kreuzbandriss. Unangenehm und schmerzhaft kann er trotzdem sein. Mit der richtigen Behandlung sind die Heilungschancen bei einer isolierten Verletzung aber sehr gut und deiner sportlichen Zukunft steht damit nichts im Wege.
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Lage und Funktion der Seitenbänder
Jedes Knie hat ein Innen- und ein Außenband. Zusammen mit den Kreuzbändern stabilisieren das Knie und verhindern dabei in erster Linie das seitliche Aufklappen des Kniegelenks. Hierbei gilt:
- Das Innenband stabilisiert das Knie im gestreckten Zustand gegen ein Einknicken nach innen.
- Das Außenband stabilisiert das Knie im gebeugten Zustand gegen ein Einknicken nach außen.
Du solltest die Bedeutung der Seitenbänder also nicht unterschätzen. Da das Kniegelenk hauptsächlich von Bändern gehalten und stabilisiert wird, sind auch sie wichtig für die Belastbarkeit deiner Knie.
Wie passiert ein Seitenbandriss im Knie?
Wie mit anderen Strukturen im Knie kannst du dich auch an den Seitenbändern verletzen. Sportunfälle sind die häufigste Ursache für einen Seitenbandriss im Knie. Gefährdet sind wie so oft Fußballer und Skifahrer.
Typisches Verletzungsmuster für einen Innenbandriss ist ein Wegknicken des Knies nach innen, weil der Fuß blockiert wird. Das passiert zum Beispiel, wenn du bei einem Schuss im Rasen hängen bleibst oder sich dein Ski auf der Piste an einem Stein verkantet.
Da das Innenband mit dem Innenmeniskus verwachsen ist, ist dieser bei einem inneren Seitenbandriss häufig mitverletzt. Unter Umständen kann auch das Kreuzband betroffen sein. Bei dieser Kombinationsverletzung spricht man von einem Unhappy Triad.
Das äußere Seitenband ist generell seltener von einer Verletzung betroffen als das Innenband. Beim Außenband ist meist ein Verdrehen und Wegknicken des Knies nach außen schuld an einem Riss.
So fühlt sich ein Seitenbandriss an
Ein akuter Riss führt zu Schmerzen an der Innen- oder Außenseite (abhängig davon, ob das innere oder äußere Seitenband betroffen ist). Die betroffene Region ist außerdem geschwollen und überwärmt. Unter Umständen tritt auch ein Bluterguss auf.
Bei starken Schmerzen kann der Bänderriss zudem die vollständige Belastung und Beweglichkeit des Knies einschränken.
Liegt die Verletzung länger zurück und wurde diese nicht oder nicht richtig behandelt, kann es nach einem Steinbandriss im Knie zu einer bleibenden Instabilität kommen. Bei Belastungen knickt das Knie dann immer wieder weg.
Durch das wiederholte Einknicken des Gelenks können langfristig andere Strukturen wie die Gelenkkapsel oder der Knorpel verletzt werden. Deshalb sollest du einen Seitenbandriss im Knie immer behandeln lassen.
Diagnose der Bänderverletzung
Wie bei einem Kreuzband- oder Meniskusriss wird auch beim Verdacht auf einen Seitenbandriss ein MRT angefertigt. Zusätzlich wird eine Röntgenaufnahme veranlasst, um knöcherne Verletzungen auszuschließen. Für eine erste Diagnose kann der behandelnde Arzt auch eine Ultraschalluntersuchung machen.
Diese Verfahren können eine mögliche Verletzung zwar bildlich darstellen, die Stabilität der Seitenbänder können sie allerdings nicht definieren. Deshalb ist eine Untersuchung mit den Händen unerlässlich.
Verschiedene Funktionstests geben Aufschluss über das Ausmaß der Verletzung. Dabei gibt der Arzt einen festen Druck von der Außenseite auf das Knie, um die Stabilität des Innenbandes zu testen. Druck von der Innenseite auf das Knie testet das Außenband.
Mit diesen Tests wird die Aufklappbarkeit des Gelenks getestet. Eine Verletzung am Innen- oder Außenband lässt sich dadurch in drei Grade einteilen:
- Grad I: Das Seitenband ist gezerrt (Distorsion) und gedehnt. Das Knie lässt sich bis zu 5mm weiter als sonst bewegen, es ist allerdings nicht oder nur sehr gering aufklappbar.
- Grad II: Das Knie lässt sich bis zu 10mm nach innen oder außen aufklappen. Ein teilweiser Riss (Partialruptur) ist wahrscheinlich.
- Grad III: Bei einem vollständigen Riss kann das Knie mehr als 10mm aufgeklappt werden.
Wie wird ein Seitenbandriss im Knie behandelt?
Da die Heilungsaussichten bei einem Innenbandriss generell sehr gut sind, wird dieser zunächst konservativ behandelt. Bei einem Außenbandriss ist hingegen häufiger eine Operation notwendig, da dieser meist in Kombination mit anderen Verletzungen auftritt.
Je nach Diagnose unterscheidet sich deshalb auch die Behandlung.
Konservative Therapie bei einem Innenbandriss
Abhängig vom Ausmaß deiner Innenbandverletzung dauert die Behandlung zwischen einigen Tagen und einigen Wochen.
Bei einer Verletzung ersten Grades klingen die Beschwerden innerhalb weniger Tage ab. Du solltest du in dieser Zeit schonen und dein Knie kühlen. Zur Unterstützung der Heilung kann dir dein Arzt therapeutische Ultraschallbehandlungen verschreiben.
Nach einigen Tagen kannst du dein Knie wieder zunehmend belasten und auch Sport ist möglich, solange du keine Schmerzen hast. Nach ein paar Wochen solltest du von der Innenbandzerrung nichts mehr spüren.
Innenbandverletzungen von Grad II werden ähnlich wie Verletzungen von Grad I behandelt. Da Schmerzen und Schwellung stärker ausgeprägt sein können, ist es sinnvoll, das Knie mit einer Schiene oder Bandage für einige Tage ruhigzustellen.
Nach Abklingen der Schmerzen kannst du wieder leichte sportliche Tätigkeiten aufnehmen. Diese kannst du von Woche zu Woche steigern, bis die vollständige Belastbarkeit und Stabilität deines Kniegelenks wiederhergestellt ist.
Bei einem vollständigen Riss (Grad III) erhältst du eine Orthese. Sie verhindert, dass dein Knie nach innen wegknickt und ermöglicht so die bessere Heilung des Risses. Die Orthese musst du für bis zu sechs Wochen tragen. In den ersten Wochen ist dabei die Beugung eingeschränkt.
Da eine regelmäßige Bewegung des Knies wichtig ist, solltest du möglichst bald mit einem Training auf dem Standfahrrad oder im Wasser beginnen. Allerdings nur, soweit es die Schmerzen zulassen. Nach ungefähr sechs bis acht Wochen kannst du wieder normal Sport treiben – vorausgesetzt du hast fleißig deine Übungen aus der Physiotherapie gemacht.
Konservative Therapie bei einem Außenbandriss
Je nach Ausmaß der Verletzung lassen sich auch Außenbandverletzungen von Grad I oder II durch Schonung und eine Schienenbehandlung über sechs Wochen behandeln.
In den ersten Wochen musst du in der Regel zusätzlich Gehstützen nutzen, um eine Belastung mit vollem Körpergewicht zu vermeiden. Darüber hinaus ist die Beugung durch die Schiene begrenzt.
Bei einer geringen Instabilität, die sich nur bei starker Belastung bemerkbar macht, führt dein Physiotherapeut ein gezieltes Muskelaufbautraining mit dir durch. Damit wird insbesondere der Quadrizeps gestärkt, um die Instabilität auszugleichen.
Operative Behandlung bei einem Seitenbandriss im Knie
Unter bestimmten Umständen kann auch bei einem Innenbandriss eine Operation notwendig sein. Etwa wenn sich der Meniskus vom Innenband gelöst hat.
Und auch wenn sich das abgerissene Ende des Bandes von seinem Ursprung verlagert. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Band nicht mehr stabil verwächst. Bei dieser OP werden kleine Schrauben mit Fäden eingesetzt, die das Band wieder am Knochen befestigen.
Ebenso kann eine Operation bei alten Verletzungen sinnvoll sein, wenn diese zu einer Instabilität führen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten wie die Mikroperforation (Anregung zur erneuten Vernarbung), die Straffung des verlängerten Bandes oder der Ersatz mit einer körpereigenen Sehne.
Bei einer Außenbandverletzung ist eine Operation häufiger das Mittel der Wahl. Insbesondere bei Verletzungen dritten Grades sind meist weitere Strukturen verletzt, wodurch eine Operation notwendig wird.
Reißt das Außenband mit einem Stück Knochen ab (knöcherner Ausriss), kann der Chirurg es mit Schrauben und kleinen Plättchen wieder befestigen.
Ist das Außenband hingegen in der Mitte gerissen, ist ein Zusammennähen nur selten möglich, da die Naht aufgrund der anatomischen Struktur des Außenbandes nicht halten würde. Stattdessen wir das Band wie bei der Kreuzband-OP durch eine körpereigene Sehne ersetzt.
Physiotherapie nach dem Seitenbandriss
In fast allen Fällen lässt sich ein isolierter Seitenbandriss im Knie gut mit Ruhigstellung und Physiotherapie behandeln. Sind die Schmerzen abgeklungen, arbeitest du gezielt am Aufbau deiner Muskulatur und Stabilität.
Bei komplexen Knieverletzungen fällt die Behandlung ähnlich aus, allerdings können die Fortschritte langsamer sein, wenn zum Beispiel die Sehne als Bandersatz erst einheilen muss.
Ziel bei allen Verletzungen am Innen- oder Außenband ist jedoch die schnelle und sichere Rückkehr zum Sport und Alltag. Dafür setzt dein Therapeut auf eine Kombination aus Muskelaufbau, Stabilitäts- und Koordinationstraining. Das Training soll dir auch helfen, zukünftige Knieverletzungen zu vermeiden.
Da sich die Grundprinzipien nicht unterscheiden, empfehle ich dir auch bei einem Seitenbandriss den Beitrag zur Kreuzband-Reha zu lesen.
Nach der Verletzung: Prognose und Ausblick
Ein isolierter Seitenbandriss im Knie ist glücklicherweise keine so schwerwiegende Verletzung, dass du sämtliche beruflichen und sportlichen Ambitionen in Zukunft aufgeben musst.
Bei einer günstigen Diagnose heilt der Bänderriss im Knie allein und ohne bleibende Einschränkungen aus. Insbesondere Innenbandverletzungen haben sehr gute Heilungsaussichten. Bei einer konsequenten konservativen Therapie ist dein Knie nach einigen Wochen also wieder voll belastbar.
Je nach Ausprägung dauert es zwischen zwei und acht Wochen, bis dein Knie wieder voll einsatzbereit ist:
- Grad I nach zwei Wochen
- Grad II nach drei Wochen
- Grad III nach sechs bis acht Wochen
Bei Verletzungen am Außenband ist die Prognose etwas anders. Leichte Verletzungen heilen meist nach vier bis sechs Wochen ohne Probleme aus. Kombinationsverletzungen können hingegen langfristig eine verminderte Belastbarkeit bedeuten.
Mit einer schnellen Behandlung und konsequenten Reha stehen die Chancen aber gut, dass du auch nach einem Seitenbandriss im Knie wieder fit wirst.