Erkrankungen der Menisken gehören zu den häufigsten orthopädischen Krankheitsbildern. Besonders Sportler sind von der Knieverletzung betroffen. Ein Meniskusriss ist dabei die klassische Diagnose.
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Lage und Funktion der Menisken
Menisken sind die halbmondförmigen Knorpelscheiben zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelknochen. In jedem Knie gibt es zwei davon: den Innen- und den Außenmeniskus. Du kannst sie dir wie eine Art Polster vorstellen, die die Unterschiede an den Gelenkflächen von Femur (Oberschenkel) und Tibia (Unterschenkel) ausgleichen.
Das ist auch wichtig. Denn die Menisken verteilen das Gewicht, das auf deinen Knien lastet, auf eine größere Fläche und stabilisieren gleichzeitig das Gelenk. Ohne diesen Schutz würden deine Knochen direkt aufeinanderliegen. Die Folge sind Schäden am Gelenkknorpel und eine frühzeitige Arthrose.
Die Funktion der Menisken zusammengefasst:
- Die Menisken gleichen Formunterschiede der Gelenkflächen aus,
- vergrößern die Kontaktfläche zum Gelenkpartner,
- sorgen für eine verbesserte Gelenkstabilität,
- gewährleisten eine gleichmäßige Verteilung der Gelenkflüssigkeit,
- stabilisieren das Knie gemeinsam mit den Kreuzbändern bei Rotationsbewegungen,
- dienen als eine Art Stoßdämpfer und schützen damit Knorpel und Knochen.
Da der Außenmeniskus nicht am äußeren Seitenband fixiert ist, ist er beweglicher als sein innerer Gegenpart. Denn der Innenmeniskus ist durch seine Fixation am Innenband in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Bei der Beugung und Außenrotation ist er somit erheblichen Spannungen ausgesetzt. Das macht ihn deutlich verletzungsanfälliger als den Außenmeniskus.
Verlagerung der Menisken bei Bewegung
Um den möglichen Verletzungsmechanismus bei einem Meniskusriss besser zu verstehen, musst du wissen, wie sich die Gelenkscheiben bei der Kniebewegung verhalten. Denn die verformbaren Gelenkpfannen bewegen sich bei Beugung, Streckung und Rotation des Kniegelenks mit.
- Bei der Streckung werden die Menisken nach vorne gezogen.
- Bei der Beugung wandern die Menisken nach hinten, wobei der Außenmeniskus weiter nach hinten verlagert wird. Durch die Flexion erhöht sich die Druckbelastung auf die hinteren Meniskusanteile.
- Bei der Rotation arbeiten die Menisken gegenläufig zum Unterschenkel. Das heißt, bei der Innenrotation schiebt sich der Innenmeniskus vor und der Außenmeniskus zurück. Bei der Außenrotation wandert der Außenmeniskus wiederum nach vorne und der Innenmeniskus nach hinten.
Zu einem Meniskusriss (auch Meniskusläsion genannt) kann es kommen, wenn die Menisken dem Bewegungsablauf der tibialen Kondylen (Gelenkkopf des Unterschenkels) nicht folgen können. Sie werden in einer unphysiologischen Stellung überrascht, in welcher der Druck beziehungsweise die Spannung zu hoch sind. In der Folge kann es zu einem Meniskusriss kommen.
Möglich ist dies zum Beispiel bei einer gewaltvollen Streckung des Knies, etwa wenn du einen Fußball schießt. Die Menisken können nicht nach vorne gleiten, werden eingeklemmt und quasi zwischen Hammer und Amboss zertrümmert.
3 mögliche Ursachen für einen Meniskusschaden
Meniskusverletzungen tauchen sehr häufig bei Sportarten wie Fußball oder Skifahren auf. Aber auch im Alltag kann ein Verdrehen des Kniegelenks zu einem Meniskusriss führen. Besonders gefährlich für die Menisken ist eine Beugung des Knies in Belastung, bei der es gleichzeitig zu einer unkontrollierten Drehbewegung kommt.
Ein Beispiel: Stell dir vor, du spielst mit Freunden am See Volleyball. Du stehst konzentriert mit gebeugten Knien auf dem Feld und wartest auf den Ball. Dein Mitspieler fälscht den Ball so unglücklich ab, dass du schnell reagieren musst, um ihn noch zu erreichen. Du drehst dich und damit dein Knie reflexartig zur Seite, bleibst aber mit deinem rechten Bein fest auf dem Boden. Dadurch kommt es zu Scherbewegungen, bei denen dein Meniskus reißt.
Es muss aber nicht immer ein Unfall schuld sein. Auch bei Dauerbelastungen kann es zu einem Meniskusriss kommen. Insbesondere beim Knien werden die hinteren Anteile der Menisken wiederholt gequetscht. Das führt zu kleinsten Verletzungen, die nicht mehr heilen und sich im weiteren Verlauf ausweiten können. Gerade bei Berufen mit stark kniender Tätigkeit (z.B. Fliesenleger) ist der Meniskusriss daher auch als Berufskrankheit anerkannt.
Und auch der natürliche Verschleiß kann zu einem Meniskusriss führen. Wir alle werden älter, das hinterlässt Spuren am Körper. Geht über die Jahre die Elastizität der Faserknorpel verloren, können die Menisken manche Belastungen nicht mehr kompensieren. Hier spricht man dann von einem degenerativen Riss.
Arten von Meniskusriss
Ein Meniskus kann auf sechs verschiedene Weisen reißen. Je nach Art des Meniskusrisses unterscheiden sich teilweise auch die Behandlungsoptionen:
- Radiärriss: Häufigste Form ist ein radialer Riss. Dieser Riss entsteht im nicht durchbluteten Bereich des Knies und kann daher nicht von allein heilen. Je nach Größe des Risses und den damit einhergehenden Beschwerden kann eine Operation notwendig sein.
- Horizontaler Riss: Einer der am einfachsten zu reparierenden Rissarten. Hier kann der Chirurg versuchen, den Meniskusriss zu nähen.
- Basisnaher Riss: Auch ein Riss im basisnahen Bereich kann genäht werden, da er sich im durchbluteten Bereich befindet und die Heilungstendenz somit höher ist.
- Lappenriss: Bei dieser Form steht der gerissene Teil wie ein Lappen weg. Dadurch kann es zu Bewegungseinschränkungen kommen, die eine OP notwendig machen.
- Korbhenkelriss: Ähnelt dem horizontalen Riss, betrifft jedoch einen größeren Teil des Meniskus. In der Folge blockiert der gerissene Anteil des Meniskus die normale Bewegung des Kniegelenks. Eine Operation ist damit unabdingbar, um das normale Bewegungsausmaß wiederherzustellen.
- Verschleiß: Bei einem degenerativen Meniskusschaden kommt es zu kleinen Rissen in der Gelenkscheibe, die sich mit der Zeit vergrößern können. Eine Operation ist hier in der Regel nicht sinnvoll.
Symptome bei einer Meniskusverletzung
Die Symptome einer Meniskusverletzung sind nicht unbedingt eindeutig. Bei einem Meniskusriss kann es zwar zu einer starken Schwellung, einer Einblutung ins Gelenk und einem plötzlichen Wegsacken beim Gehen (giving way) kommen, allerdings kann auch eine andere Verletzung wie ein Kreuzbandriss dafür ursächlich sein. Denn oft sind bei einem unfallbedingten Meniskusriss weitere Strukturen verletzt und die Symptome somit nicht klar voneinander abzugrenzen.
Starkes Indiz für einen Meniskusriss kann jedoch die Unfähigkeit der Beinstreckung sein. In diesem Fall werden Teile des gerissenen Meniskus zwischen Ober- und Unterschenkel eingeklemmt und blockieren somit die vollständige Streckung des Knies.
Und auch Schmerzen an der Innen- beziehungsweise Außenseite des Kniegelenks, bei Drehbewegungen und beim Schneidersitz (nur bei Innenmeniskus) können auf eine Meniskusläsion hinweisen.
Bei einem Meniskusschaden nach Dauerbelastung (z.B. durch tägliches Knien bei der Arbeit) kommt es zu einer wiederkehrenden Reizung mit Schwellung und Schmerzen. Hier entwickeln sich die Beschwerden erst langsam, halten dann aber an. Der alleinige Verschleiß löst jedoch keine Schmerzen aus. Erst bei einer größeren Rissbildung tut dir dein Knie weh.
So wird eine Meniskusläsion diagnostiziert
Da die Symptome allein nicht ausreichen, um einen Meniskusriss eindeutig zu diagnostizieren, nutzt der Arzt zusätzlich bildgebende Verfahren. In der Regel wird ein MRT (Kernspintomografie) durchgeführt und ein Röntgenbild angefertigt, um knöcherne Verletzungen auszuschließen.
Darüber hinaus nutzen Orthopäden spezielle Meniskustests. Sie zielen im Grunde alle darauf ab, einen Schmerz am Meniskus auszulösen, indem dieser unter Druck oder Zug gesetzt wird.
Einen Meniskusriss richtig behandeln
Nicht jeder Meniskusriss muss zwingend behandelt werden. Schäden am Meniskus werden in Läsionen von Grad I bis IV unterteilt. Verletzungen von Grad I und II sind leichte und meist harmlose Veränderungen ohne Beschwerden, bei denen keine Therapie notwendig ist. Meniskusschäden mit Grad III oder IV führen hingegen zu Beschwerden und sollten behandelt werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
Denn ein Meniskus heilt nicht von allein, da die meisten Läsionen in dem Anteil liegen, der nicht durchblutet ist. Darüber hinaus verhindert die ständige Bewegung des Kniegelenks, dass die Ränder verwachsen können.
Ähnlich wie bei der Kreuzbandriss-Behandlung gibt es deshalb auch beim Meniskus die Optionen konservative und operative Therapie.
Konservative Therapie
Je älter der Patient und je kleiner der Riss ist, desto eher wird mit einer OP gewartet. Entscheidest du dich für eine konservative Behandlung musst du dennoch mit einer Schonzeit von mehreren Wochen rechnen. Unter Umständen kommen dabei auch Gehstützen zum Einsatz, um das Gelenk zu entlasten.
Neben entzündungshemmenden Tabletten erhältst du außerdem Physiotherapie, um deine Beinmuskulatur zu stärken und dein Knie zu stabilisieren. Bei starken Reizungen kann dir dein Arzt auch Spritzen ins Gelenk verabreichen.
Beruhigt sich dein Knie nach der Behandlung, sind erst einmal keine weiteren Maßnahmen notwendig. Die konservative Therapie führt allerdings nicht zur Heilung. Bei anhaltenden Beschwerden ist eine Operation daher die bessere Alternative.
Operative Therapie
Die Entscheidung für eine Operation hängt nicht nur von der Art der Verletzung und den Beschwerden, sondern auch von deinem Alter und deinem zukünftigen Anspruch an dein Knie ab. Gerade bei jungen und sportlich aktiven Patienten werden große Meniskusrisse deshalb eher operiert. Und auch wenn abgerissene Meniskusteile das Kniegelenk blockieren und dessen Beweglichkeit einschränken, geht die Tendenz klar zur OP.
Dabei zielt jeder Eingriff grundsätzlich darauf ab, möglichst viel Meniskusgewebe zu erhalten. Denn ohne Menisken kommt es sehr wahrscheinlich zu bleibenden Schäden am Gelenkknorpel und damit zu einer frühzeitigen Arthrose.
Operationen am Meniskus erfolgen arthroskopisch über zwei kleine Schnitte. Sie werden in drei Kategorien eingeteilt:
- Meniskusnaht
- Meniskusresektion
- Meniskusersatz
Meniskusnaht
Bei der Meniskusnaht wird der Riss – wie der Name schon erahnen lässt – genäht. Dabei wird das abgerissene Stück am gesunden Anteil des Meniskus befestigt, so dass dieser wieder durchblutet wird und heilen kann. Leider kann jedoch nur ein kleiner Teil der Meniskusrisse genäht werden, zum Beispiel Längsrisse nahe der Gelenkkapsel.
Denn nur der äußere Anteil des Meniskus wird durchblutet. Meniskusnähte in diesem Bereich haben daher eine bessere Heilungstendenz. Auch liegen die Chancen für einen erfolgreichen Eingriff bei einem frischen Meniskusriss höher als bei einer chronischen Meniskusläsion.
Bei jungen Patienten wird nach Möglichkeit immer versucht, den Meniskus zunächst zu nähen, um möglichst viel Meniskusgewebe zu erhalten. Bei einem Viertel der Fälle ist der Eingriff jedoch nicht erfolgreich.
Meniskusresektion
Ist der Meniskus mehrfach gerissen oder blockieren die gerissenen Teile die Beweglichkeit, kommt eine Meniskusnaht nicht infrage. In diesen Fällen entfernt der Chirurg die gerissenen Meniskusanteile.
Ziel ist es, möglichst wenig Meniskusgewebe zu entfernen, um eine größtmögliche Belastungsfläche zu erhalten. Denn ohne Meniskus steigt die Belastung auf den Gelenkknorpel um das Zwei- bis Dreifache. Ganz vermeiden lässt sich dies bei einer Meniskusresektion allerdings nicht. Das Fehlen eines Teils des Meniskus kann somit langfristig zu einem schnelleren Verschleiß des Gelenkknorpels führen.
Meniskusersatz
In seltenen Fällen wird der kaputte Meniskus nicht nur entfernt, sondern komplett oder teilweise ersetzt. Diese Option betrifft meist jüngere Patienten, bei denen noch kein oder nur ein geringer Knorpelschaden vorliegt.
Bei einem teilweisen Ersatz wird ein Gerüst aus Polyurethan anstelle des entfernten Meniskusanteils eingebracht. Das körpereigene Gewebe wächst in das Gerüst ein und lässt so einen Ersatzmeniskus entstehen. Über eine Meniskustransplantation mithilfe eines Spendermeniskus kann der Meniskus auch vollständig ersetzt werden.
Eine Meniskustransplantation wird häufiger und erfolgreicher beim Außenmeniskus als beim Innenmeniskus durchgeführt.
Nach der Meniskus-OP
Abhängig von der OP-Methode unterscheidet sich auch die Nachbehandlung. Während du bei einer Teilentfernung dein Knie schon am OP-Tag eingeschränkt belasten und nach etwa zwei Monaten wieder Fußball spielen und Joggen darfst, musst du bei einer Meniskusnaht länger warten.
Diese Zeit braucht dein Meniskus, um optimal abheilen zu können. Nach der Meniskusnaht erfolgt deshalb auch eine Schienenbehandlung mit einer mehrwöchigen Teilbelastung. Die Orthese wird so eingestellt, dass du dein Knie nur maximal 75° beugen kannst und die volle Streckfähigkeit um 10° verringert ist. Durch die Einschränkung der Beweglichkeit ist die Belastung auf den genähten Meniskus geringer und er hat so die Möglichkeit, in Ruhe zu heilen.
Mit leichten Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen darfst du bei einer Meniskusnaht nach etwa sechs Wochen langsam beginnen. Ein intensives Sporttraining und damit auch Sportarten wie Fußball oder Tennis solltest du frühestens nach sechs Monaten durchführen.
Auch bei einer Meniskustransplantation bist du mehrere Wochen auf Gehstützen angewiesen. Gelenkschonende Sportarten darfst du nach sechs bis acht Wochen anfangen. Mit Sportarten, die dein Knie stark belasten, solltest du auch hier mindestens sechs Monate warten.
Reha nach dem Meniskusriss
Zusätzlich zur ärztlichen Nachbehandlung erhältst du nach einem Meniskusriss Physiotherapie. Ähnlich zur Kreuzband-Reha hat die Meniskus-Reha folgende Ziele:
- Muskelkraft erhalten
- Gelenkstabilität fördern
- Beweglichkeit des Knies wiederherstellen
- Bewegungsabläufe optimieren
- Koordination verbessern
Dafür gibt es eine Reihe von Dehn-, Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen, die auch bei der Reha nach Kreuzbandriss eingesetzt werden. Wichtig ist, dass du die Übungen immer richtig ausführst und ruckartige Bewegungen vermeidest, damit dein Meniskus keinen erneuten Schaden nimmt.