Ein Kreuzbandriss ist noch immer das Schreckgespenst unter den Knieverletzungen. Dank moderner Medizin und fortschrittlicher Therapiemethoden bedeutet die VKB-Ruptur aber nicht gleich das Ende aller sportlichen Ambitionen. Dennoch gibt es einige Dinge, die du nach der Verletzung akzeptieren musst.
Denn die Wahrscheinlichkeit, dass alles wieder genauso wird wie früher, ist seltener, als du denkst. Hier sind 7 bittere Wahrheiten nach dem Kreuzbandriss, die dich betreffen können.
Inhalt
- 1. Die Rückkehr zum Sport und zum alten Leistungsniveau ist nicht garantiert
- 2. Es wird immer wieder schlechte Phasen geben
- 3. Die Kreuzband-OP ist keine Erfolgsgarantie
- 4. Bei der Operation gibt es häufiger Komplikationen, als du denkst
- 5. Die Sehnenplastik ist kein gleichwertiger Ersatz für das verlorene Kreuzband
- 6. Eine Operation nach dem Kreuzbandriss ist nicht immer die bessere Wahl
- 7. Durch die Operation können unschöne Narben entstehen
1. Die Rückkehr zum Sport und zum alten Leistungsniveau ist nicht garantiert
Ein Kreuzbandriss stellt immer eine schwerwiegende Verletzung im Knie dar. Manche können diese besser verarbeiten als andere und manche Betroffene haben auch einen stärkeren Willen, wenn es um die Rückkehr zum Sport geht.
Wunsch und Wirklichkeit liegen manchmal jedoch sehr weit auseinander, wenn der eigene Körper nicht mitspielt. Selbst nach einer Operation ist es daher nicht sicher, ob du wieder zu deinem Sport zurückkehren kannst oder dein altes Leistungsniveau erreichst.
Zwar sprechen manche Studien von 78 bis 98 Prozent der Patienten, die nach dem Kreuzbandriss wieder zum Sport zurückkehren. Die Realität sieht jedoch häufig anders aus und die Zahl der „echten“ Rückkehrer (d.h. gleicher Sport und gleiches Leistungsniveau) liegt nur bei etwa 44 Prozent.
Ein Kreuzbandriss kann also bedeuten, dass man Sportarten, die man gerne gemacht hat, aufgeben oder zumindest ein geringeres Leistungsniveau akzeptieren muss.
2. Es wird immer wieder schlechte Phasen geben
Auch nach der Kreuzband-OP und der mehrmonatigen Reha wirst du dein Knie mit ziemlicher Sicherheit immer mal wieder spüren. Ob Zwicken, Schwellung oder leichte Schmerzen ist dabei unerheblich – und meist auch unbedenklich. Nur wenn Schmerzen oder Schwellungen weiter anhalten, solltest du gegebenenfalls zum Arzt gehen.
Es wird bestimmt auch Phasen geben, in denen die Schmerzen im Knie stärker sind. Etwa, wenn du dein Knie viel belastet hast. Auch hier ist meistens alles halb so wild und mit ein bisschen Schonen geht das auch wieder weg.
Die meisten Kreuzbandpatienten „spüren“ einfach, dass sich das operierte Knie nicht mehr wie das gesunde anfühlt. Diese Akzeptanz, dass es auch immer wieder schlechte Phasen geben wird, gehört besonders zum mentalen Heilungsprozess nach dem Kreuzbandriss.
3. Die Kreuzband-OP ist keine Erfolgsgarantie
Nach der Diagnose fragst du dich sicherlich, welche Kreuzbandriss-Behandlung die richtige ist. Grundsätzlich hast du hier die Wahl zwischen konservativ und operativ, sofern bestimmte Indikationen nicht für oder gegen eine Therapiemethode sprechen.
Bei einer Operation sind die Aussichten prinzipiell etwas besser und die Rückkehr zum Sport ist wahrscheinlicher als bei einer konservativen Therapie. Allerdings ist auch eine Kreuzband-OP keine Erfolgsgarantie. Je nach OP- und Heilungsverlauf, aber auch abhängig von deiner eigenen Motivation bei der Reha, kann das Endergebnis variieren. Selbst mit einer Operation ist es also nicht sicher, dass du wieder auf dein altes Leistungsniveau zurückkehren kannst.
Wichtig sind hier vor allem zwei Faktoren. Einerseits deine Motivation, aktiv an deiner Genesung zu arbeiten. Andererseits spielt auch die Wahl des Arztes eine Rolle für deine Heilungschancen. Das heißt: Du solltest dich in jedem Fall von einem Orthopäden beziehungsweise in einer Klinik operieren lassen, die regelmäßig (d.h. am besten täglich) Kreuzbandriss Operationen durchführt.
So minimierst du das Risiko von Komplikationen bei der Kreuzband-OP, wie etwa falsch gesetzte Bohrkanäle oder Ähnliches, die ein korrektes Einheilen der Kreuzbandplastik oder die volle Beweglichkeit einschränken können.
4. Bei der Operation gibt es häufiger Komplikationen, als du denkst
Ein guter Arzt wird dich schon vor der Operation über mögliche Komplikationen aufklären. Dabei kann es sich um allgemeine OP-Risiken handeln oder um solche, die direkt mit der Kreuzbandriss Operation zusammenhängen.
Im besten Fall läuft natürlich alles wie geplant. Das kann dir vorher aber niemand sagen. Bei mir war es zum Beispiel so, dass die Operation mit der Semitendinosus-Sehne geplant war. Da diese bei der Entnahme gerissen ist, musste mein Arzt intraoperativ auf die Patellarsehne umschwenken.
Für dich sollten mögliche Komplikationen bei oder nach der Kreuzband-OP aber kein Grund gegen den Eingriff sein. Eine positive Einstellung hilft hier schon sehr viel und dann wird auch alles gut gehen!
5. Die Sehnenplastik ist kein gleichwertiger Ersatz für das verlorene Kreuzband
Auch wenn der Orthopäde dein Knie erfolgreich operiert hat, wird die Sehnenplastik nie so gut wie das ursprüngliche Kreuzband sein. Das liegt einfach in der Natur der Dinge. Denn eine Sehne ist eben kein Band.
Während der Heilung kommt es zwar zu Umbauprozessen in deinem Knie, bei denen die Sehnenplastik eine bandartige Struktur annimmt. Allerdings kann sie die Eigenschaften und damit auch die Funktion des Kreuzbandes nie zu 100 Prozent erfüllen.
Du musst deshalb keine Angst vor Sport und Wettkämpfen haben, wenn du deine Kreuzband-Reha ordentlich durchziehst. Du solltest dir aber immer bewusst sein, dass die Kreuzbandplastik kein gleichwertiger Ersatz ist. Denn letztlich wird eine tote Sehne transplantiert, der die Rezeptoren für die Reizwahrnehmung fehlen. Zusätzlich kann der Verlust der Sehne zu einer Muskelschwäche in dem Bein führen, in dem die Sehne entnommen wurde.
6. Eine Operation nach dem Kreuzbandriss ist nicht immer die bessere Wahl
Oft heißt es, dass ein Kreuzbandriss operiert werden muss. Für jüngere und sportliche ambitionierte Patienten ist die Operation in der Regel auch die sinnvollere Wahl. Für dich muss die Kreuzband-OP aber nicht unbedingt die richtige Alternative darstellen. Unter Umständen ist eine konservative Therapie die bessere Option.
Bei der Entscheidung für eine Therapie kommt es auf verschiedene Faktoren an. Einerseits spielen die Art der Verletzung und die zukünftigen Anforderungen an dein Knie eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. Andererseits kommt es auch auf deine eigene Motivation an. Ohne deinen konsequenten Einsatz bei der Reha kann der Muskelverlust infolge der Operation sonst langfristig größere Probleme bereiten als der Kreuzbandriss.
Durch die muskuläre Dysbalance kann es zum Beispiel zu Fehlbelastungen kommen, die wiederum zu sekundären Schäden wie einer schnelleren Abnutzung der Gelenke (Arthrose) führen können. Auf der anderen Seite kann der Muskelverlust auch deine sportlichen Leistungen einschränken.
Dir muss also vor der Operation bewusst sein, dass du etwas für dein Knie tun musst, wenn du wieder fit nach Kreuzbandriss werden willst.
7. Durch die Operation können unschöne Narben entstehen
Narben sind für die meisten Menschen ganz normal und bei einer Operation nicht zu vermeiden. Hast du einen erfahrenen Operateur, sind die Narben nach der Kreuzband-OP relativ klein und nach der vollständigen Heilung kaum sichtbar. In manchen Fällen kann die Narbe aber aufgehen und wulstig werden. Dieses sogenannte Keloid ist genetisch bedingt und lässt sich nicht immer vermeiden.
Auch bei mir ist es dazu gekommen und ich habe eine relativ große Narbe über der Kniescheibe. Meine Mama hat mir schon oft gesagt, dass ich im Sommer keine Kleider mehr anziehen kann durch die ganzen Narben von der OP und vom Fußballspielen. Aber weißt du was? Ich mache es trotzdem und gerade als Mädchen beziehungsweise Frau solltest du davor keine Angst haben und zu deinen OP-Narben stehen!
Bei einer Operation mit der Patellarsehne kann die Narbe außerdem langfristig Probleme beim Knien bereiten. Wenn du beruflich viel auf deinen Knien arbeiten musst, ist dieses Sehnentransplantat deshalb nicht die beste Wahl.